Erinnerung und Solidarität am sechsten Jahrestag des Anschlags in Halle (Saale)

Am Donnerstag  jährt sich zum sechsten Mal der rechsterroristische, antisemitische und rassistische Anschlag vom 9. Oktober 2019 / Jom Kippur 5780. In Halle (Saale) werden eine Reihe Gedenkveranstaltungen stattfinden, Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage bietet online eine Übersicht. Das Bündnis ruft zur Beteiligung am Gedenken auf und zu Solidarität mit den Angehörigen der Ermordeten, den Überlebenden und Betroffenen des Anschlags sowie der Jüdischen Gemeinde zu Halle (Saale) und dem TEKiEZ. Es fordert zugleich verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für die Gedenkveranstaltungen am Jahrestag.

 

Wie in den vergangenen Jahren sind die Perspektiven, Forderungen und Kämpfe von Überlebenden und Angehörigen der Ermordeten für unser Bündnis der zentrale Bezugspunkt der Erinnerungsarbeit. Mit einer Plakatkampagne, die von TEKiEZ, Soligruppe 9. Oktober der Mobilen Opferberatung und unserem Bündnis getragen wird, sind seit dieser Woche Plakate mit Zitaten von Überlebenden des Anschlags im Stadtgebiet präsent.

In den vergangenen  Tagen wurden zudem auch in diesem Jahr an verschiedenen Orten in Halle (Saale) und Landsberg-Wiedersdorf mit ehrenamtlichen Helfer*innen Großflächenbanner aufgestellt. Sie rufen zum Gedenken auf sowie zur Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Rassismus und der extremen Rechten. Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage dankt der Amadeu-Antonio-Stiftung in diesem Zusammenhang für die Förderung der Gedenk- und Erinnerungsarbeit.

„Sechs Jahre nach dem Anschlag zu sehen, wie viele Kämpfe Überlebende des Anschlags noch immer zu führen haben, macht traurig und wütend.“ so Gatz. Noch immer haben Menschen mit den Verletzungen durch den Anschlag und den daraus resultierenden Folgen zu kämpfen. Noch immer ist die Zukunft des TEKiEZ als Ort und Raum der Erinnerung und Solidarität nicht gesichert. Antisemitismus ist allgegenwärtig und brutal.

Der Anschlag an Jom Kippur 5780 im Oktober 2019 erschütterte am höchsten Jüdischen Feiertag die jüdischen Gemeinden weltweit – es stürzte sie nicht nur in Trauer, sondern auch in existenzielle Sorge um ihre eigene Sicherheit. Überlebende und von Antisemitismus Betroffene schildern immer wieder eindrücklich, wie sehr er ihr Leben in ein “Davor und Danach” unterteilt. Der vom antisemitischen Furor getriebene Massenmord am 7. Oktober 2023, das größte Massaker an Jüdinnen und Juden seit der Shoah, tat dies, ebenfalls an einem jüdischen Feiertag, in grausamster Weise. Die antisemitische Mobilisierung seitdem führt weltweit dazu, dass Jüdinnen und Juden ihren Alltag in ständiger Wachsamkeit, mit Angst vor Sichtbarkeit und unter dem Druck leben, sich selbst und ihre Gemeinschaft permanent schützen zu müssen.

Der furchtbare antisemitische Anschlag von Manchester an Yom Kippur vor wenigen Tagen nahm zwei Menschen das Leben und verletzte weitere schwer. Insbesondere hier in Halle verstärkt er den Schmerz, den Überlebende und Betroffene ohnehin mit sich tragen. Er zeigt zugleich, wie konkret die Bedrohungslagen weltweit und auch hier vor Ort sind.

Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage erwartet von Polizei und Innenministerium, diese ernst zu nehmen. Die Gedenkveranstaltungen am Jahrestag des Anschlags am Donnerstag müssen umfassend und effektiv gegen mögliche Gefährdungen abgesichert werden. Würdevolles Gedenken, selbstbestimmtes Erinnern und Innehalten in Solidarität müssen adäquat und in Absprache mit den Veranstaltenden geschützt werden.

„Der Anschlag von Manchester und die zunehmende antisemitische Radikalisierung brauchen wachsame und aktive Sicherheitsbehörden. Sie fordern aber vor allem uns als Gesellschaft. Mehr denn je muss der Kampf gegen Antisemitismus zum Anliegen der gesamten Stadtgesellschaft werden“, so Gatz abschließend.

Das Bündnis Halle gegen Rechts – Bündnis fir Zivilcourage weist auf die verschiedenen Gedenk- und Erinnerungsveranstaltungen am Donnerstag, den 9. Oktober 2025 hin: 

Am sechsten Jahrestag des Anschlags finden in der Stadt verschiedene Gedenkveranstaltungen statt, welche auch nacheinander besucht werden können:

Die Jüdische Gemeinde zu Halle (Saale) und die Stadt Halle (Saale) laden um 12 Uhr zu einem stillen Gedenken an der Synagoge in der Humboldtstraße ein; anschließend besteht bis 14.30 Uhr die Möglichkeit, das von der Jüdischen Gemeinde errichtete Denkmal „neun-zehn-neunzehn“ an der Synagoge zu besichtigen.

Um 14 Uhr beginnt der Gedenkrundgang „In Erinnerung und Solidarität“ von Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage, welcher um 16 Uhr vor dem TEKiEZ in der Ludwig-Wucherer-Straße endet. Der Rundgang beginnt am Steintor und sucht die verschiedenen Tatorte des Anschlags auf. Im sechsten Jahr nach dem Anschlag wollen wir der Ermordeten gedenken, uns gemeinsam erinnern und in Solidarität mit allen Betroffenen innehalten.

Vor dem TEKiEZ, in der Ludwig-Wucherer-Straße,  beginnt um 16 Uhr die Kundgebung „Am 09.10. und 364 Tage im Jahr: Räume des Erinnerns schaffen!“ mit der Soligruppe 9. Oktober, dem TEKİEZ und dem Solidaritätsnetzwerk der Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt.

Um 18.30 Uhr lädt die Stadt Halle (Saale) mit dem Evangelischen Kirchenkreis Halle-Saalkreis zu einer Andacht auf dem Marktplatz ein.

Die Jüdische Gemeinde lädt ab 19 Uhr mit dem Bündnis gegen Antisemitismus zu einem Podiumsgespräch „Die antisemitische Mobilisierung. Der 7. Oktober und seine Folgen.“ im Stadthaus ein.

Auch vor und nach dem 9. Oktober 2025 gibt es zahlreiche weitere Veranstaltungen, die sich mit dem Anschlag und seinen Folgen beschäftigen. Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage bietet unter www.anschlag.halggr.de eine Übersicht über alle dem Bündnis bekannten Veranstaltungen im Kontext des Jahrestages des Anschlages und der Auseinandersetzung mit Antisemitismus.