Pressemitteilung – 25. Januar 2023
Evangelische Kirche in Halle bietet Lautsprecher der extremen Rechten ein Podium
In der evangelischen Paulusgemeinde in Halle (Saale) soll im Rahmen der Reihe „Montagsgespräche“ Hans-Joachim Maaz auftreten. Der ehemalige Chefarzt des Diakoniekrankenhauses Halle sucht seit Jahren die Nähe der extremen Rechten, zuletzt beteiligte er sich auch an antisemitischen Demonstrationen als Redner und verbreitete selbst Verschwörungserzählungen. Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage kritisiert die Einladung von Maaz und sieht hier eine grundsätzliche Frage des Umgangs der Evangelischen Kirche mit der extremen Rechten berührt.
Zwar wird der ehemalige Chefarzt Maaz immer noch unter Verweis auf seine ehemalige Tätigkeit und seine Ausbildung als Psychoanalytiker vorgestellt, doch seit Jahren ist er nicht mehr Teil fachlich-wissenschaftlicher Debatten, sondern versucht seine politischen Überzeugungen pseudo-fachlich zu unterlegen. Maaz fabuliert von „linken“ und „jüdischen“ Nazis, setzt die Bundesrepublik mit der DDR in ihrer Endphase gleich, spricht von einer „neuen Weltordnung“ welche die „Finanzeliten“ begünstigen werde und von einem „gleichschalten“ der Sprache durch geschlechtersensible Formulierungen.
Kaum eine Erzählung der extremen Rechten lässt Maaz aus, der in der Vergangenheit auch mit einem „Corona-Lüge“-Button bei verschwörungsideologischen Versammlungen in Halle auftrat und davon sprach, er lehne das „Tragen einer Maske als Symbol der Unterwerfung“ ab. Immer wieder tritt er als Gesprächspartner extrem rechter und verschwörungsideologischer Onlinemedien auf, an der Seite von Ikonen der Rechten wie Eva Herman und Ken Jebsen. Gemeinsam mit zentralen Akteuren der Neuen Rechten wie Karlheinz Weißmann und Dieter Stein unterzeichnete er die „Gemeinsame Erklärung 2018“ gegen „illegale Masseneinwanderung“. Dabei arbeitet Maaz regelmäßig mit einer vermeintlich fachlich begründeten Pathologisierung politischer Gegnerinnen und Gegner.
Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage kritisiert den geplanten Auftritt von Maaz in der Paulusgemeinde in Halle (Saale). „Nächstenliebe verlangt Klarheit, formuliert die Evangelische Kirche. Genau diese Klarheit lässt die Kirche hier vermissen“, so Valentin Hacken, Sprecher von Halle gegen Rechts. Das Bündnis hatte dem Pfarrer der Gemeinde eine umfangreiche Recherche zu Maaz vorgelegt und die Absage der Veranstaltung empfohlen, dieser hält jedoch an der Veranstaltung fest. Inzwischen hat sich das Bündnis an den Gemeindekirchenrat gewandt. „Es geht hier um die Frage, wie die Evangelische Kirche mit Desinformation, Verschwörungsideologie, Antisemitismus und der extremen Rechten umgeht“, betont Hacken. „Bietet sie Rechten ein Podium und legitimiert damit deren Positionen und Netzwerke, oder tritt sie für ihre Werte ein?“, so der Sprecher weiter.
„Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage“ ist ein überparteiliches Bündnis aus über 100 Einzelpersonen und mehr als 30 Organisationen aus Halle, das sich entschieden gegen die extreme Rechte, Rassismus, Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sowie gegen jede Diskriminierung und für Zivilcourage einsetzt. Im Jahr 2017 wurde es als „Botschafter für Demokratie und Toleranz“ durch das von den Bundesministerien des Inneren und der Justiz getragene BfDT ausgezeichnet.